Ob etwas als Kompliment oder Schmeichelei gemeint ist, ist oft eine
Sache des Motivs. Ein Kompliment äußert echte Wertschätzung für das Handeln
oder Verhalten einer anderen Person. Schmeichelei dagegen dient den eigenen
Interessen. Man will in der Gunst des anderen steigen. Komplimente wollen
ermutigen; Schmeicheleien versuchen zu manipulieren.
In Psalm 12 klagt David über eine Gesellschaft, in der es keine frommen,
gläubigen Menschen mehr gibt, sondern nur noch solche, die „heucheln und reden
aus zwiespältigem Herzen“ (V.3). Sie sagen: „Durch unsere Zunge sind wir
mächtig, uns gebührt zu reden! Wer ist unser Herr?“ (V.5).
Es ist gut, wenn wir uns fragen: „Wem gehören meine Lippen?“, wenn wir
in Gefahr stehen, durch unechtes Lob unseren Willen durchsetzen zu wollen. Wenn
meine Lippen mir gehören, kann ich sagen, was mir gefällt. Doch wenn sie Gott
gehören, dann wird mein Reden seine Worte widerspiegeln, was der Psalmist so
formuliert: „Die Worte des Herrn sind lauter wie Silber, im Tiegel geschmolzen,
geläutert siebenmal“ (V.7)
Eine gute Methode, um zu zeigen, wem
unsere Lippen gehören, wäre vielleicht, jeden Tag mit einer Bitte Davids aus
einem anderen Psalm zu beginnen: „Lass dir wohlgefallen die Rede meines Mundes
und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Fels und mein Erlöser“ (Ps.
19,15).