In ihrem
Buch Essen im Mittelalter schreibt Melitta Adamson von den kulinarischen
Genüssen im mittelalterlichen Europa. Wild, Pasteten, Pudding und anderes
illustrieren, mit welch kreativer Freude Mahlzeiten zubereitet wurden. Doch bei
all den wunderbaren Gerichten gab es auch ein Problem — es wurde zuviel
gegessen. Verstärkt wurde dies durch den christlichen Kalender mit seinen
unzähligen Fest- und Fastentagen. Der Verzicht auf Nahrung war oft gefolgt vom
großen Fressen.
Um dem
Problem zu begegnen betonte der Theologe Thomas von Aquin den christlichen
Charakterzug der Mäßigung, die er eine „besondere Tugend“ nannte.
Selbstbeherrschung sollte in seinen Augen für alle Bereiche des Lebens gelten.
Der
Gläubige weiß, dass er Mäßigung, oder Enthaltsamkeit, nicht durch reine
Willenskraft erreicht. Vielmehr kommt sie aus dem Heiligen Geist, der uns
Besonnenheit schenkt: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern
der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Tim. 1,7). Selbstbeherrschung
ist eine vom Geist gewirkte Eigenschaft, die uns fähig macht, uns „aller Dinge“
zu enthalten (1. Kor. 9,25).
Der übermäßige Genuss von Essen, Ruhe, Arbeit, Erholung, Dienst und einer Vielzahl anderer „guter Dinge“ kann nur durch eine gesunde Selbstkontrolle ausbalanciert werden. Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um Gott zu bitten, dass er diese besondere Tugend in dir wirkt.